Immer wieder erzählen uns Betroffene von ihren Erlebnissen mit Ärzten, die den Eindruck erwecken, dass Interessen Dritter, z.B. der Pharmaindustrie, wichtiger zu sein scheinen als ihre Gesundheit. Wie sonst sollte man sich erklären, dass Präparate mit einem gewaltigen Nebenwirkungspotential Patienten mit wissenschaftlich nicht haltbaren Versprechungen wie einer Heilung von MS oder, noch schlimmer, mit Drohungen geradezu „aufgedrückt“ werden? Und dass auch noch bei Patienten, bei denen der aktuelle Krankheitsverlauf den Einsatz solch eines Präparates gar nicht notwendig macht. Sind diese Ärzte einfach alle von der pharmazeutischen Industrie „gekauft“? So einfach ist das gar nicht.
Schlagwort: Pharmaindustrie
Ja, aber…
Immer wieder kommt es vor, dass Betroffene uns begeistert von einer oder mehreren „alternativen Behandlungsoptionen“ berichten; oft sind daran große Hoffnungen geknüpft, beispielsweise dauerhaft Schübe zu verhindern oder dass Symptome sich bessern. Bevor wir etwas empfehlen, recherchieren wir, schauen, ob und welche Studien es dazu gibt, auf welcher theoretischen Basis das Ganze steht, aber auch wer es anbietet und was es kostet. Oft ist das Ergebnis dieser Nachforschung ernüchternd: Es gibt wenige oder keine Daten, die wissenschaftlichen Standards genügen. Oder es werden Studien herangezogen, die gar keine Aussage zu dem Thema treffen können. Teilen wir dann im Gespräch mit, dass wir aufgrund der vorliegenden Informationen keine Empfehlung aussprechen können, werden wir nicht selten mit folgenden „Totschlagargumenten“ konfrontiert. Wir haben diese einmal mit den entsprechenden Antworten zusammengestellt:
Alles Verbrecher?
Wer Neurologen beeinflusst und warum der schlechte Ruf selbst mitverschuldet ist.
Interview mit Dr. Christiane Fischer (MEZIS)
Ständige Belagerung: Pharmareferenten tauchen in Arztpraxen auf, bezahlen Fortbildungen, laden zum Essen ein und verschenken nicht nur Kugelschreiber. Das tut seine Wirkung, indem bestimmte Medikamente mehr verordnet werden als andere. Die Pharmaindustrie richtet ihre Produktion von Medikamenten zunehmend am Markt aus. Um diese Entwicklung aufzuhalten existieren in vielen Ländern No free lunch – Initiativen. 2007 wurde in Deutschland MEZIS, kurz für „Mein Essen zahl ich selbst – Initiative unbestechlicher Ärztinnen und Ärzte“ u.a. von Dr. Christiane Fischer gegründet, die nicht nur dessen Geschäftsführerin, sondern auch Mitglied im Deutschen Ethikrat ist. Für ZIMS konnten wir sie für ein Interview gewinnen. Ein Gespräch über Ziele und bereits Erreichtes.
Betroffen vom DGN-Kongress
Gerade ist der 89. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), ein Diskussions- und Fortbildungsforum für tausende Neurologen aus dem deutschsprachigen Raum, zu Ende gegangen. Tagungsort war das Kongresscenter in Mannheim, eine schöne Location in bester, zentraler Lage, die Besucher*innen strömten zahlreich. Ebenso zahlreich waren die vielen Servicemitarbeitenden der pharmazeutischen Industrie, die dem Publikum auf sämtlichen Gängen der über vier Etagen verteilten Kongressveranstaltungen mit Rat und Tat, kostenlosem Essen und Trinken, Sitzgelegenheiten sowie einem Unterhaltungsprogramm, bestehend aus Gewinnspielen, kurzen Firmenpräsentationen und geschmacklosen PR-Gags wie „Das Fahrrad hat MS“ und die Aktion der Stiftung eines Rosenbeetes unter dem Wortspiel „Multiple SkleROSE“, zur Seite standen. Weiterlesen
Werbeoffensive der Extraklasse
Den beiden August-Ausgaben der Zeitschriften „Der Nervenarzt“ und „Aktuelle Neurologie“ liegt ein ordentlicher Stapel Werbeblättchen bei, die aber gar nicht so aussehen, denn sie sind in Hochglanz und ganz dem Look wissenschaftlicher Publikationen angepasst. An dieser Marketingstrategie kann man gut nachvollziehen, mit welchen Tricks die Pharmafirmen arbeiten, um ihre (Fehl-)Informationen an Neurolog*innen weiterzugeben.
Kritisch unterwegs im MS-Versorgungsdschungel: Wo finde ich vertrauenswürdige Informationen?
Betroffene müssen sich heutzutage leider allzu oft auf eigene Faust über MS informieren, ohne gut einschätzen zu können, wo seriöse Angaben aufhören und kommerzielles Marketing anfängt. Wie könnte man das ändern? Dazu hielt Dr. med. Jutta Scheiderbauer einen Vortrag auf dem 14. Hamburger MS-Forum am 30. Mai 2015.
Über die „MS-Schwestern“
Seit etwa 20 Jahren üben die so genannten „MS-Schwestern“ ihre Tätigkeit aus und könnten Patient*innen „erste Hilfe“ in Bezug auf die Überforderung und Sorgen leisten. Dies gelingt aber oft nicht, so berichten es viele Betroffene. Grund dafür ist die Ausbildung zur MS-Schwester. Weiterlesen